Die Kroaten

Die Ansiedlung der Kroaten im heutigen Burgenland begann zu Beginn des 16. Jahrhunderts und war eine gezielte und organisierte Umsiedlung. Sie wurde durch die Grundherren veranlasst, die sowohl im westungarischen Raum als auch in Kroatien über Güter verfügten. Die Gründe für diese Umsiedlungsmaßnahmen lagen vor allem darin, dass im westungarischen Raum zahlreiche Dörfer ganz oder teilweise verödet waren. Dies war die Folge einer tiefgreifenden Agrarkrise, von Epidemien und der Auswirkungen der Türkenkriege. Vor allem die Belagerung von Güns 1532 und die damit einhergehenden Plünderungen der umliegenden Dörfer erforderten rasche Neuansiedlungen.

Zwischen 1522 und 1543 kam es in Westslawonien zu einer weitgehenden Ausrottung und einem Austausch der eingesessenen Bevölkerung durch die andauernde Kampftätigkeit der Türken. Aus diesem umkämpften Westslawonien übersiedelte der ungarische Magnat Franz Batthyany seine Leibeigenen auf die Besitzungen der Herrschaft Güssing und Rechnitz. Die betroffenen Ortschaften waren: St. Nikolaus, Großmürbisch, Reinersdorf, Neusiedl, Rehgraben, Heugraben, Steingraben, Neuberg, Güttenbach, Harmisch, Stegersbach, Stinatz, Schandorf, Schachendorf, Dürnbach, Zuberbach, Großnahring, Kleinnahring, Oberschilding und Unterschilding. Die Ortschaft Punitz wurde neu begründet, in den anderen Ortschaften vermischten sich die Kroaten mit der deutsch sprechenden Restbevölkerung. Durch diese Ansiedlung wurde auch Schandorf wiederbegründet. Nach vorsichtigen Schätzungen sind damals insgesamt etwa 25.000 kroatische Siedler im Gebiet des heutigen Burgenlandes sesshaft geworden.

Bei den ansässig gewordenen Kroaten handelte es sich fast ausschließlich um Bauern. Deren Kultur und Geistesleben war über Jahrhunderte ganz von der katholischen Kirche geprägt worden, obwohl ihnen im Zuge der Reformation die Grundherren ihren neuen protestantischen Glauben aufzunötigen versuchten. Die ungarische Grundherrschaft übte keinen Einfluss auf die Volkssprache der Kroaten aus. Die kroatischen Dörfer in Westungarn hatten kein eigenes großes Siedlungsgebiet, waren in kleinen Sprachinseln zusammengefasst und bewahrten die eigene Sprache und Kultur.

Nach ihrer Ansiedlung im heutigen Burgenland bzw. im westungarischen Raum fanden die Kroaten gute Bedingungen vor, sich in der neuen Umgebung eine neue Heimat zu schaffen. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen waren gegeben, weil sie vorwiegend in leerstehende Höfe siedelten und eine bestimmte Zeit lang Abgabenfreiheit von Robot und Zehent genossen.

Der Anteil jener, die Kroatisch als ihre Umgangsprache nennen, hat in den letzten Jahrzehnten abgenommen. Durch den Mangel an Arbeitsplätzen sind viele Personen der arbeitsfähigen Bevölkerung abgewandert und haben die Sprache ihrer Kindheit häufig aufgegeben. Die ehemals nachteilige geographische und demographische Lage könnte durch eine gezielte regionale und kommunale Politik verändert werden. Zuzügler und Rückwanderer, die Lebensqualität suchen, sind auch für die Pflege des Kroatischen sehr aufgeschlossen.

Die Kroaten in Schandorf

Die Ansiedlung der Kroaten in Westungarn ist als Teil der großen balkanischen Wanderbewegungen, die seit dem 14. Jahrhundert durch das Vordringen der Osmanen ausgelöst worden sind, zu verstehen. Die Ursachen für die Abwanderung aus der alten Heimat sind in den historischen Ereignissen, aber auch in den wirtschaftsgeschichtlichen Verhältnissen zu suchen. Durch die Entvölkerung weiter Landstriche im Zuge der Pest 1408, durch die Grenzkriege zwischen Friedrich III. und Matthias Corvinus und durch das Vordringen der Türken nach Westungarn in den Jahren 1529 und 1532, wodurch es zu einem erheblichen Mangel an Arbeitskräften gekommen war, waren die Voraussetzungen für die Aufnahme neuer Siedler in der neuen Heimat gegeben.

Ein wichtiger Faktor für die Neubesiedlung unseres Gebietes war die Tatsache, dass die meisten ungarischen Magnatengeschlechter als Grundherren Besitzungen sowohl in Kroatien und Slawonien als auch in Westungarn hatten. Es handelte sich somit um Bauernbewegungen, die auf die Initiative der Grundherrschaft zurückzuführen sind. Ein kleiner Teil der Einwanderer, die sogenannten „Vlahi“, waren vermutlich Hirten und Viehzüchter.

Der Beginn der Wiederbesiedlung der teilweise entvölkerten Gebiete Westungarns mit Kroaten kann zwischen 1493 und 1515 angesetzt werden. 1515 finden wir bereits kroatischnamige Bauern in der Herrschaft Eisenstadt. Zwischen 1522 und 1527 wanderten Kroaten aus der Lika und dem Küstenland zwischen Senj und Obrovac nach Westungarn ab und siedelten sich in der Umgebung von Ödenburg an.

Schon am 17. Mai 1524 hatte Ludwig II. dem Grundherren Franz Batthyany die Erlaubnis gegeben, dass er auf seine neuen Besitzungen in Westungarn Kroaten aus seinen alten Gebieten ansiedeln konnte, was er auch tat. Ferdinand I., der nach seiner Wahl den Großteil des ungarischen Adels gegen sich hatte, dankte für Franz Batthyanys Unterstützung und Hilfe in dieser für ihn schwierigen Zeit, indem er ihm 1527 die Burg Schlaining und alles, was zu ihr gehörte schenkte. Die Dörfer Schachendorf, Schandorf und Dürnbach kamen so in Batthyanischen Besitz.

Da zahlreiches Archivmaterial noch nicht bearbeitet wurde, kann man oft das Herkunftsgebiet und das Einsiedlungsjahr der einst westungarischen und heute burgenländischen Kroaten nur vermuten. Der Historiker Pavičić nennt als Herkunftsgebiet der Schachendorfer Kroaten die Gegend zwischen Papuk, Psunj und Štupčanica. Neweklowsky verlegt auf Grund der sprachlichen Erscheinungen die ehemalige Heimat der Štoji in die Gegend von Jasenovac. Ivić nennt als Herkunftsgebiet für Schandorf und Nahring die Gegend nicht weit von der Mündung der Una in die Save.

Die Grundherrenfamilie Batthyany besaß in Kroatien und Slawonien die Herrschaften bzw. die Güter Greben, deren Zugehörungen in den Komitaten Kreuz-Križevci, Agram-Zagreb und Varaždin lagen, Jakopovec im Komitat Varaždin, Zamlaća, Turnišće im Komitat Zala sowie die Herrschaften Brezovica und Garignica im Komitat Kreuz-Križevci. Es wird angenommen, dass unsere Kroaten im Jahre 1543 aus den beiden letztgenannten Herrschaften nach Schandorf kamen.

Nach der Einnahme der Festung Kostajnica im Jahre 1556 kam es zur Eroberung der Landstriche zwischen den Flüssen Una und Kupa durch die Türken. Die aus diesen Gebieten ausgewanderten Bauern besiedelten vor allem das nördliche und mittlere Burgenland. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts fand die Kroatenwanderung ihren Abschluss, wobei seit 1577 bereits eine gewisse Rückwanderung aus Niederösterreich einsetzte.

Der Schandorfer Dialekt in Kroatisch

Die Schandorfer Kroaten leben wie die übrigen burgenländischen Kroaten seit fast 500 Jahren in Ungarn und Österreich als eine kleine ethnische Gruppe. Sie sind die Nachfahren jener im 16. Jahrhundert angesiedelten Kroaten. Heute ist der Bestand der kroatischen Sprache im Dorf durch die allgemeine gesellschaftliche Situation und durch die fast ausschließliche Einheiratung deutschsprechender Partner bedroht. Die Germanisierung vor allem der Kinder passiert auf dem Hintergrund des vorwiegenden oder ausschließlichen Gebrauches der deutschen Sprache in der Familie und vor allem wegen des medialen Umfeldes in deutscher Sprache.

Die drei Ortschaften Schachendorf, Schandorf und Dürnbach weisen zum Teil grundlegende sprachliche Unterschiede vor allem im Wortschatz auf. Es würde etwa zu Missverständnissen führen, würde ein Schandorfer oder Dürnbacher im Geschäft in Schachendorf „gra“ verlangen. Statt der gewünschten Bohnen bekäme er Erbsen.

Die Schandorfer Mundart wird als ikavische Mundart bezeichnet (ikavisch – ekavisch: der urslawische Laut Jat entwickelte sich in den Mundarten in Abhängigkeit von den umgebenden Lauten einmal als „e“, das andere Mal als „i“) und erscheint als štokavisch-čakavischer Übergangstyp, wobei die čakavischen Besonderheiten deutlich überwiegen. Das lässt den Schluss zu, dass die Kroaten aus Narda und Schandorf ihr Ursprungsland vor ihrer Übersiedlung im 16. Jahrhundert nicht weit von der Mündung des Flusses Una in die Save haben dürften.

Es gibt auch deutliche Unterschiede zwischen dem Schandorfer Dialekt und dem Dialekt anderer burgenländischkroatischer Dörfer.

Im Schandorfer kroatischen Dialekt findet sich eine erhebliche Anzahl von ungarischen Wörtern bzw. Wortteilen. Diese sind als Spuren sprachlicher Überreste eines jahrhundertealten Einflusses durch das ungarische Mehrheitsvolk im damaligen Westungarn zu verstehen. Darunter sind auch Lexeme zu finden, die das Ungarische in historischer Zeit vom Slawischen übernommen hatte und die als Rücklehnungen in den Schandorfer Dialekt übergingen, wobei diese die typischen Merkmale der Anpassung an das ungarische Artikulationssystem bzw. Spuren der ungarischen Lautentwicklung aufweisen. Die zahlreichen sprachlichen Besonderheiten der Schandorfer kroatischen Mundart wurden von mehreren Sprachwissenschaftern erforscht und beschrieben (Gerhard Neweklowsky, Laszlo Hadrovics, P. Ivić, Edith Mühlgaszner, Apollonia Veraszto).

Familien- und Hausnamen

Die im 16. Jahrhundert eingewanderten Kroaten brachten ihre Familiennamen mit. Sie fanden wenige ungarische und deutsche Namen im Dorf vor. Das Konzil von Trient (1545-1563) schrieb den römisch-katholischen Pfarrämtern die Führung von Matriken vor. Es mussten genaue schriftliche Aufzeichnungen über Taufe, Heirat und Tod geführt werden. Ende des 18. Jahrhunderts verfügten die meisten Pfarrämter in Westungarn über Matrikenbücher. Diese sind neben den Urbarverzeichnissen und Steuerschriften die wichtigsten Quellen bei der Erforschung der Familiennamen.

Der Hausname ist die im Mittelalter übliche Bezeichnung des Hauses, die an Haus oder Hof haftete, auch wenn der Besitzer wechselte. Die Hausnamen als Übernamen neben dem Familien- und Vornamen sind Derivate von Berufsbezeichnungen, Familiennamen oder Vornamen. In den letzten Jahrzehnten galt für Schandorf die Tendenz, sich nicht nach dem Hausnamen, sondern nach einer im betreffenden Haus wohnhaften Person zu orientieren (z.B. iden Karolu, Marici – ich gehe zu Karl, Maria). Zu Neubildungen von Hausnamen kommt es daher nur in wenigen Fällen.

Die von Familiennamen abgeleiteten Hausnamen sind:
Humpasovi-Hompasz, Talasovi-Talasz, Verestojevi-Veraszto, Gruberovi-Gruber, Kožaričevi-Kozarits, Hecljinovi-Hölzl, Magdičevi-Magdits, Kausovi-Kausz, Štifterovi-Stifter, Pokomandijevi-Pokomandi, Vargini-Varga, Stuparičevi-Stuparits.

Von Vornamen abgeleitete Hausnamen sind:
Pejpičini-Josef/Pepi, Jandrini-Jandre, Petrovinski-Peter, usw. Die weiteren lauten: Katušini, Miškičini, Julini, Lukačevi, Pejčijevi, Tildini, Ruožičini, Matokovi, Piepusovi, Cilini, Dživini, Naničkini, Gustijevi, Agelini, Filipovi, Baričevi, Vidanovi, Mihini, Dandini, Matusovi, Kalijovi, Rosalini, Lenkini, Gejzini, Ferkini, Micini, Štefuorini, Kolončevi, Fabljančičevi, Korčievi.

Die von Berufsbezeichnungen abgeleiteten Hausnamen sind:
Tišljarovi-Tischler, Buoltuševi-buolta ung. Geschäft, Šujsterovi-Schuster, Kovačevi-kovač/Schmied.

Die von verschiedenen Wörtern abgeleiteten Hausnamen sind:
Svieti-svet/heilig, Parvi-parvi/die Ersten, Sirkini-sirka/Schimmel, Bosi-buos/barfuß, Ribarovi-riba/Fisch, Debelovi-debel/dick, Petkovi-pietak/Freitag, Kraljevi-kralj/König, Bačievi-bači/Onkel, Šarijovi-šari/bunt, Suorkini-szürke/grau, Pietovi-piet/fünf.

Hausnamen, deren Ableitung nicht erklärbar ist:
Grabantovi, Bardošijevi, Kujtini, Grauvi, Botkini, Pesini, Šišijevi, Fudačevi, Ličljini, Kejnjijevi, Štrukljini, Docini, Bufovi, Luobičkini, Tucijevi, Španovi, Hantuolovi, Tulijevi, Kuljtovi, Kurini, Bankini, Hajšini, Bongini, Kruljevi, Hirini.