Brauchtum
Das gesellschaftliche Leben in Schandorf wurde weitgehend durch die Vereine des Dorfes geprägt, die viele jährlich wieder kehrende Bräuche pflegten. Altes Brauchtum hat sich teilweise bis in die heutige Zeit erhalten. Einige Bräuche verändern sich heute. Es entstehen neue dem heutigen Dorfleben entsprechende Dorfbräuche. Insgesamt ist Schandorf reich an Bräuchen.
Die Kroatische Hochzeit
Im Kreis der Volksbräuche nahmen die Bräuche aus Anlass der Hochzeit einen wichtigen und besonderen Platz ein. Für ein gutes Gelingen der Hochzeit waren viele Vorbereitungen nötig. Die Eltern, nicht die Brautleute taten den ersten Schritt. Drei Wochen vor der Hochzeit kam der Trauzeuge, der nächste Verwandte des Bräutigams, in das Haus der Braut zu Verhandlungen. Unter anderem ging es dabei um das Jochausmaß der Grundstücke als Mitgift. Als positive Antwort übergab die Braut dem Bräutigam ein Seidentuch.
Es war immer eine atemlose Stille in der Kirche, wenn der Pfarrer an drei aufeinanderfolgenden Sonntagen das junge Brautpaar vermeldete und anschließend das Aufgebot an der Kirchentüre öffentlich machte. Gab es in einem Jahr keine Hochzeit im Dorf, so veranstaltete die Dorfjugend das Blochziehen.
Ein eigener Hochzeitslader begann am Sonntag des ersten Aufgebots mit der Gästeliste in der Tasche, einer geschmückten Flasche Wein in der linken Hand, einem mit bunten Bändern verzierten Stab und einem grünen Rosmarin-Strauß im Hut die Gäste einzuladen. In Nachbarschaftshilfe wurde gebacken. Jede eingeladene Familie brachte auch Hühner, Eier, Schmalz, Mehl, Mohn und Zucker. Am Hochzeitstag wurden unter Musikbegleitung zuerst die Hochzeitsgäste gesammelt. Beim Vorziehen ließen sich die Burschen des Dorfes in langen Verhandlungen vom fremden Bräutigam die Braut ablösen. Beim Einzug der Hochzeitsgäste in die Kirche erklang das Lied „Gospodine Bože“, beim Verlassen der Kirche warfen die Eltern der Brautleute zum Zeichen des Segens und der Fruchtbarkeit Zuckerl unter die Versammelten.
Vor dem Essen wurden die Geschenke für das junge Paar eingesammelt. Das dabei ausgerufene "RODI BOŽE" ist eine Aufforderung zum Spenden. Nach dem Brauttanz wurde der Braut der Kranz abgenommen und ein Kopftuch umgebunden. Der Bräutigam bekam einen Hut. Aus Brautleuten sind Eheleute geworden. Die Dorfjugend begleitete am Morgen das Ehepaar ins neue Heim und wünschte viel Glück und Freude.
Einige Tage nach der offiziellen Hochzeit gab es noch eine Großmutterhochzeit für jene Frauen, die zur Hochzeit aufgekocht hatten.
Bräuche im Jahreslauf
Der Winter war eine Zeit des Ausspannens und der Unterhaltung. Dabei waren Bräuche Höhepunkte der Feiern. Die Allerseelenfeier beim Kriegerdenkmal im Friedhof war der Beginn dieser Bräuche. Frauen trafen sich an den Winterabenden zum Federnschleißen. Eine Frau half der anderen, die Aussteuer für die Kinder rechtzeitig fertigzustellen. An diesen Abenden wurde viel Neues erzählt, viele Leute trafen zusammen.
Das Weben von Säcken, die Herstellung von Leinen und das Flechten von Körben hatten in Schandorf eine reiche Tradition. Eine besondere Spezialität sind die aus Kukuruzstroh geflochtenen cekeri-Taschen.
Am 4. Dezember, dem Tag der Hl. Barbara, wurde Weizen mit Wasser in einem Teller angesetzt und Kirschzweige in eine Vase gestellt. Das Erblühen der Kirschzweige wurde als Hinweis interpretiert, dass jemand aus der Familie im kommenden Jahr heiraten würde.
Die Gestalten des Nikolaus und Krampus als gutes und böses Prinzip sollten die Kinder zur Folgsamkeit anhalten.
Vor dem ersten Adventsonntag wird im Rahmen einer kleinen Feier das Licht bei der Dorfkrippe entzündet. Neun Tage vor Weihnachten gehen die Frauen von Haus zu Haus auf Herbergssuche, indem sie eine Marienstatue mittragen.
Am Nachmittag des Heiligen Abends singen die Kinder von Haus zu Haus ihre Weihnachtslieder. Am Heiligen Abend werden Weihrauch und Weihwasser durch das Haus getragen, um Haus und Hof von bösen Geistern zu befreien.
Familienbesuche am Christtag gehören zur Tradition in Schandorf.
Am Tag der Unschuldigen Kinder gehen die Kinder mit eigens geflochtenen Ruten (šubre) zum Auffrischen.
Neujahrswünsche werden mit einem eigenen Spruch überbracht. Am 6. Jänner gehen Kinder als Hl. Drei Könige verkleidet von Haus zu Haus und sammeln Geld für die Missionsgebiete. Der Fasching wird in Schandorf traditionell mit einem Umzug gefeiert.
In der Karwoche ratschen die Ministranten durch das Dorf. Am Ostersamstag wird das Osterfeuer entzündet und eine Feier gestaltet.
Am Ostermontag besuchen die Dorfbewohner in Abwandlung des biblischen Emmausganges den Eisenberg.
Maibaumaufstellen und Maibaumumschnitt sind traditionelle Dorffeiern.
Die Fronleichnamsprozession wird feierlich abgehalten. Am Annakirtag im Juli schaut jeder Schandorfer, dass er in sein Heimatdorf zu Besuch kommt. Mit dem Erntedankfest wird das Jahr abgeschlossen.
Eine Besonderheit in Schandorf ist die Feier des „aldomaš“.Nach dem Abschluss einer größeren Arbeit oder eines Geschäftes wird er gefeiert.
Erntedankfest
Das Erntedankfest wird am letzten Sonntag im September gefeiert und wird nur kirchlich gefeiert. Die Erntekrone wird von den Frauen, die das ganze Jahr hindurch die Kirche schmücken, geflochten. Kinder werden von Lehrerinnen oder jungen Pfarrgemeinderätinnen für ein Programm in der Kirche vorbereitet. Die vorbereiteten Texte und Lieder werden von den Kindern am Erntedankfest dargeboten. Nach der Messe trifft sich die Gläubigenschar bei einer Agape, einer Feier mit Essen und Trinken in der Gemeindehalle.